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Weihnachtsgruß 2021

Im Jahr des hl. Josef verweist er auf eine besondere Weihnachtsdarstellung

Ich grüße Euch alle von meinem Standplatz im Innenhof des Exerzitienhauses. Seit vielen Jahrzehnten darf ich hier als Patron des Hauses die Stellung halten und das Geschehen verfolgen.

In einem Gedicht hat mich eine Gästin des Hauses als „Christophorus“ bezeichnet. Ein passendes Versehen, bin ich hier doch tatsächlich ein „Christophorus“, ein „Christusträger“. Es findet sich nicht allzu oft, dass ich mit dem Jesuskind auf dem Arm dargestellt werde.

Mir gefällt die Darstellung aus dem Stundenbuch von Besancon. Auch hier hat mich der Künstler als einen Christusträger dargestellt, der liebevoll auf das Kind schaut und es in seinen Armen hält. Maria dagegen ist in die Lektüre eines Buches versunken. Vertauschte Rollen sozusagen. Ich trage das blaue Gewand, mit dem sonst Maria dargestellt wird. Ein Rollentausch, der aus Eurer Perspektive modern wirkt bzw. ganz selbstverständlich ist. Damals - sowohl im 15. Jahrhundert zur Zeit der Entstehung des Bildes als auch zur Zeitenwende - war er es nicht.

Was ich erst später verstanden habe: Mit der Geburt unseres Kindes nimmt Gott einen Rollentausch vor. Der große Gott wird ein kleines Kind, der Allmächtige wird ein Ohn-Mächtiger, der Höchste wird der Niedrigste. Gott wird Mensch, damit wir Menschen göttlich werden.

Der Künstler sagt Euch: Gott begegnet uns in seinem Wort der Schrift. Er begegnet uns im Kind von Betlehem. Er begegnet uns in den Menschen Maria und Josef. Er begegnet uns in den Tieren seiner Schöpfung. Und er lädt uns ein, über unsere eigene Rolle in diesem Geschehen nachzudenken. Vielleicht möchtet Ihr ja auch einmal einen Rollentausch vornehmen.

Josef

Ein Außenseiter

häufig an den Rand gedrängt

zumeist wenig im Blick

selten im Mittelpunkt

 

Laut Evangelien

ein großer Schweiger -

du sagst kein Wort

aber ein Träumer

sensibel für die

stille Botschaft Gottes

 

Überraschender Rollentausch

Du Josef hältst liebevoll das Kind

während Maria die Schriften studiert

Ein zärtlicher Blick

und die Frage:

was wird wohl aus ihm werden?

 

Wenig Zeit für

Sentimentalitäten

Der Esel mahnt zum Aufbruch

zur Flucht

nach Ägypten

 

Und ich?

Wo bin ich im Bild?

Welche Rolle

möchte ich einnehmen?

(Br. Stefan Federbusch)

 

2021 war das „Jahr des hl. Josef“. Mit ihm schauen wir auf das „Fest aller Feste“, wie Franz von Assisi Weihnachten bezeichnet.

Im Namen unseres Hauspatrons und im Namen aller Mitarbeitenden des Hauses wünschen wir Brüder Euch und Ihnen ein gesegnetes Fest der Menschwerdung Gottes.

Bleiben Sie behütet und kommt gut durch diese herausfordernden Zeiten.