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„Alles hat seine Zeit“

Abschiedsfeier der Franziskaner

Mit einer adventlichen Wort-Gottes-Feier verabschiedeten sich die Franziskaner am 11. Dezember 2022 von allen, die mit ihnen und dem Exerzitienhaus verbunden waren. Dazu kamen etwa 180 Personen in der Kapelle der Schwestern vom Guten Hirten in Hofheim-Marxheim zusammen. Der Ort war gewählt, da die Kapelle des Exerzitienhauses für einen solchen Anlass zu klein ist.

„Alles hat seine Zeit. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit.“ Mit diesem Wort aus dem biblischen Buch Kohelet war die Einladung gestaltet und begrüßte Bruder Stefan Federbusch die zahlreichen Gäste. „Heute ist die Zeit des Abschieds und des Dankes.“ Es war vor allem eine Feier des Dankes für 101 Jahre der Präsenz der Franziskaner in Hofheim und 96 Jahre des Bestehens des Exerzitienhauses (während des II. Weltkrieges wurde es enteignet und erst 1956 zurückgegeben).

Stille – Begegnung - franziskanisch

Die drei Aspekte des Franziskanischen Zentrums für Stille und Begegnung schienen in der Liturgie auf: die Stille verkörperte der Prophet Jesaja, die Begegnung Maria (und Elisabeth), das Franziskanische griff Provinzialminister Markus Fuhrmann in seiner Ansprache auf. Er sprach von einem „Andersort“, den die Brüder geprägt haben und der Hoffnung, dass es auch in Zukunft trotz der Schließung vieler ähnlicher Häuser auch auf Zukunft hin solche Andersorte gibt. Orte, an denen es möglich ist, auch einmal „anders“ Kirche zu sein.

Der Dank für das Wirken der Franziskaner und aller Mitarbeitenden der geistlichen Oase im Rhein-Main-Gebiet kam in den Dankbitten zum Ausdruck, die die Mitglieder des Refugiums vortrugen und dazu jeweils eine Kerze am siebenarmigen Leuchter entzündeten.

Er wurde ebenso in den verschiedenen Grußworten artikuliert. Für die Stadt Hofheim überbrachte ihn Bürgermeister Christian Vogt, der zusammen mit dem Stadtverordnetenvorsteher und dem Ersten Stadtrat gekommen war. Das Exerzitienhaus prägt als Landmarke das Bild der Stadt am Kapellenberg und diente auch kommunalen Vereinen als Treffpunkt. Der Bürgermeister verhehlte nicht, dass er lieber als den Abschied das 100-jährige Bestehen des Exerzitienhauses 2025 gefeiert hätte. Für die Ordensgemeinschaften sprach Sr. Lydia Stritzl als Vorsitzende des Ordensrates und derzeitige kommissarische Ordensreferentin im Bistum Limburg. „Vergelt’s Gott für Ihr segensreiches Wirken hier in Hofheim. Das wird in den Herzen der Menschen bleiben.“
Sie und auch Bezirksdekan Klaus Waldeck überbrachten die Grüße von Weihbischof Thomas Löhr, der als Bischofsvikar für die Orden leider nicht an der Feier teilnehmen konnte, da er eine Parallelveranstaltung als Bischofsvikar für Ökumene in Limburg hatte. „Gott sei Dank, dass er uns die Franziskaner geschickt hat!“ So hatte es Weihbischof Löhr den beiden mit auf den Weg gegeben. Die Franziskaner wirkten nicht nur hausintern, sondern halfen über Jahrzehnte in den umliegenden Gemeinden von Eppstein und Kelkheim aus. Daher sprachen auch der Pfarrer der neu gegründeten Pfarrer Hofheim-Kriftel-Eppstein Helmut Gros und die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates von Eppstein Dagmar Hirtz-Weiser den Brüdern den Dank für ihren Dienst aus. Dabei verstand es Frau Hirtz-Weiser, die Brüder in ihrer jeweiligen Art und mit ihren unterschiedlichen Stärken treffend zu charakterisieren.

Begrüßen konnte der Hausleiter Stefan Federbusch auch die bisherigen Vorsitzenden des Freundeskreises, den Gründer Ludwig Reichert, den ehemaligen Frankfurter Stadtdekan Klaus Greef (der mit seinen 93 Jahren der älteste Teilnehmer gewesen sein dürfte), Marita Thum und Thomas Tauchnitz. Der derzeitige Vorsitzende merkte in seinem Grußwort kritisch an, dass die Nachfolgeregelung immer noch ungeklärt sei und dass die Mitglieder des Freundeskreises enttäuscht darüber seien, wie die Frage läuft, was mit Haus und Grundstück passiert. Dankbar seien sie aber darüber, dass die Brüder Helmut Schlegel und Norbert Lammers „noch ein bisschen in Hofheim bleiben dürfen“. Bekanntermaßen werden sie im Haus vom Guten Hirten ein „Projekt Geistlicher Ort“ starten. „Das Exerzitienhaus war ein Ort, wo wir Gott spüren konnten, wo wir Gott nahe waren. Und wenn man Gott nahe ist, ist man auch seinen Brüdern und Schwestern nahe“, so Thomas Tauchnitz. Ähnlich ein Satz aus einer Danksagung, die Bruder Stefan zitierte: „Wenn für jede Gottesbegegnung in diesem Gotteshaus ein Licht leuchten würde, dann würde das Haus brennen“. Zumindest dürfte es das ein oder andere Mal geleuchtet haben.

Zwei Bilder für das Stadtmuseum

Zur Erinnerung an ihre Präsenz überreichten die Franziskaner zwei Gemälde an die Leiterin des Stadtmuseums Dr. Inga Remmert. Das eine zeigt den Gründer des Exerzitienhauses Remigius Schulte OFM, gemalt von der bekannten Hofheimer Künstlerin Ottilie W. Roederstein. Das andere stellt das Hofheimer Exerzitienhaus in seinem ursprünglichen Zustand dar, noch frei von der erst später erfolgenden umliegenden Bebauung.

Bruder Stefan brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass das Gebäude zumindest in seiner äußeren Gestalt erhalten bleibt. „Wichtiger sind vielleicht die inneren Bilder Ihrer Geschichte mit diesem Ort und mit uns Brüdern, die Ihnen vor Augen stehen und die Sie in der Schatzkiste Ihres Herzens tragen.“ Als Hausleiter und Mitglied der Provinzleitung dankte er noch einmal allen, die das Haus mitgeprägt haben: den aktuellen und den ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Thuiner Franziskanerinnen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Refugiums, den Referentinnen und Referenten, den Mitgliedern des Freundeskreises, denen, die im Verborgenen (im Gebet) unterstützt haben, die die Liturgien im Haus mitgefeiert haben, den franziskanischen Gruppierungen und nicht zuletzt den im Haus wirkenden Brüdern. Der letzte Dank galt für die musikalische Unterstützung und ging an Petra Krause, die nicht persönlich teilnehmen konnte, Ricarda Moufang an der Harfe, Arnold Sturm am Piano und Andreas Walke an der Orgel.

Bei einem Glas adventlichen Punsches und einer Brezel wurden im Anschluss noch manche Erinnerung ausgetauscht und gab es die Gelegenheit, sich auch persönlich von den Brüdern zu verabschieden.

Br. Stefan Federbusch

Fotos / Bildnachweis: Peter Kolar